01. Juni 2025
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CDU und FDP bremsen Straßenbahn-Pläne im Kreis Recklinghausen aus

Landratskandidat der SPD spricht sich für neue S-Bahn aus – CDU und FDP halten Idee für unrealistisch und warnen vor millionenschweren Risiken

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Die Debatte um eine mögliche Rückkehr der Straßenbahn im Kreis Recklinghausen wird intensiver. Ausgelöst wurde sie durch eine Forderung des SPD-Landratskandidaten Dr. Karsten Schneider, der sich im laufenden Wahlkampf für ein neues S-Bahn- oder Straßenbahnnetz im Kreis starkmacht. Ähnliche Überlegungen finden sich auch im Wahlprogramm der Grünen Castrop-Rauxel, die eine Straßenbahnanbindung für die Europastadt prüfen möchten.


Die CDU im Kreis Recklinghausen reagiert mit Unverständnis auf die jüngste Kritik an der Vestischen Straßenbahnen GmbH, die von SPD-Seite geäußert wurde. Diese hatte zuvor eine sachliche Einschätzung zur Realisierbarkeit eines solchen Vorhabens veröffentlicht. CDU-Kreisvorsitzender Michael Breilmann betonte, dass man bei weitreichenden Projekten wie diesen auf das Know-how erfahrener Fachleute setzen müsse. Die Vestische habe mit ihrer Bewertung deutlich gemacht, dass ein Straßenbahnneubau unrealistisch sei – nicht zuletzt wegen fehlender Infrastruktur, begrenzter Fördermittel und hoher Betriebskosten. „Letztendlich müssten wir die Kosten über die Kreisumlage auf die Städte umlegen. Das alles kostet Geld, welches die Städte nicht haben“, erklärte Breilmann sinngemäß.


Auch der Vergleich mit Städten wie Essen oder Düsseldorf sei laut Breilmann nicht zielführend. Diese hätten nie vollständig auf die Straßenbahn verzichtet und könnten heute auf bestehende Strukturen zurückgreifen. Als warnendes Beispiel verweist die CDU auf Kiel, wo der Bund der Steuerzahler jüngst forderte, die Planungen für eine Stadtbahn wegen enormer Kostensteigerungen zu stoppen.


Mathias Richter, FDP-Kreisvorsitzender und Spitzenkandidat zur Kreistagswahl, teilt die Bedenken der CDU – geht aber noch einen Schritt weiter. In einer Pressemitteilung bezeichnete er die SPD-Idee als „zu teuer und zu riskant“ und warnt davor, das funktionierende Netz der Vestischen Buslinien zu beschädigen. „Der Vestische Bus ist und bleibt für uns das zentrale Element für öffentliche Mobilitätsangebote im Kreis Recklinghausen“, so Richter. Die FDP setze auf ein modernes, flexibles Bussystem und plane unter anderem Kooperationen mit Mobilitätsdiensten, eine Modernisierung von Haltestellen, eine bargeldlose Ticketstruktur und attraktivere Arbeitsbedingungen für Fahrerinnen und Fahrer.


Richter verwies zudem auf die enormen Kostenrisiken, die ein Straßenbahnausbau mit sich bringe. Je nach Streckenführung könnten Investitionen von 10 bis 20 Millionen Euro pro oberirdischem Kilometer anfallen. Bei unterirdischen Strecken seien sogar dreistellige Millionenbeträge pro Kilometer realistisch. Besonders problematisch sei beispielsweise die oft diskutierte Verlängerung der U35 nach Recklinghausen, die eine Querung des Rhein-Herne-Kanals und der Emscher erfordere – ein Projekt, das schnell mehrere hundert Millionen Euro verschlingen könne.


Beide Parteien betonen stattdessen die Stärken des bestehenden Bussystems, das im Kreis Recklinghausen bereits heute einen hohen Standard biete. Die Vestische unter Geschäftsführer Martin Schmidt habe sich über Jahrzehnte hinweg zu einem leistungsfähigen und zukunftsfähigen Unternehmen entwickelt und spiele eine zentrale Rolle im Rahmen des Vestischen Klimapakts. Vorwürfe an die Vestische seien haltlos und könnten dem Vertrauen in die Mobilitätsplanung im Kreis schaden.


Transparenzhinweis: Der Autor dieses Artikels ist zugleich Vorsitzender der FDP-Fraktion Castrop-Rauxel.


  • Quelle(n): CASNews

Autor

Nils Bettinger

Nils Bettinger

Gründer und Redaktionsleiter.
Hält den Kopf für alles hin.

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